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Christoph und Seline Herren setzen schwerpunktmässig auf die Eierproduktion und den Kartoffelanbau. Zudem haben sie mit einem weiteren Geschäftspartner die eFeldkalender GmbH gegründet, die Software für das Farm-Management anbietet.
Christoph und Seline Herren Unterdorf 13a, 3207 Wileroltigen herren-wileroltigen.ch
Christoph, du hast den Betrieb 2019 von deinen Eltern übernommen. Wie hat er sich seither verändert?
Bereits 2012 gründete mein Vater mit mir eine Generationengemeinschaft. Damals waren wir ein klassischer Milchwirtschaftsbetrieb mit Ackerbau. Die grosse Veränderung geschah, bevor ich den Betrieb ganz übernahm: Im Jahr 2017 gaben wir die Milchwirtschaft auf und starteten mit der Legehennenhaltung und der Eierproduktion.
Seither hat sich nichts Grundlegendes verändert. Nach dem Motto: «Was man macht, richtig machen» haben wir die Legehennenhaltung und den Kartoffelanbau stetig optimiert. Insbesondere haben wir die Direktvermarktung der Eier ausgebaut.
Was ist das Besondere an der Legehennenhaltung?
Verglichen mit der Milchviehhaltung ist die Legehennenhaltung völlig anders. Ich denke dabei nicht nur an das Tier, sondern auch an die hohen Vorinvestitionen in Tiere und Futter. Das Krankheitsrisiko und ein allfälliger Schaden beim Ausbruch einer Krankheit sind im Vergleich zur Milchviehhaltung höher. Eier gelten als günstiges Nahrungsmittel und sind im Haushalt kaum wegzudenken. Dennoch sind saisonale Schwankungen zu spüren. An Ostern werden viel mehr Eier benötigt als in einem heissen Sommer. Daher ist auch das Wetter ein Kriterium: Ist der Sommer schlecht, steigt der Eierkonsum wieder an, da weniger Fleisch konsumiert wird.
Positiv in der Eierbranche ist die offene Zusammenarbeit unter den Produzenten. Wir sind sehr gut vernetzt und helfen uns. Wir tauschen unsere Erfahrungen aus und geben uns Tipps. Können wir in der Direktvermarktung die Nachfrage nach Eiern nicht decken, da gerade der Stall leer ist, hilft uns der Kollege gerne aus.
Auf 30 000 m2 Weide (2,5 m2/Tier) haben die Legehennen reichlich Platz, um sich auszutoben
Wie vermarktest du die Eier?
Die überwiegende Menge liefern wir über die Fenaco-Tochter EiCO, eine der grössten Eierhandelsfirmen der Schweiz. Der Konsument findet unsere IP-Suisse-Eier im Regal der Migros.
Einen Teil der Eier vermarkten wir direkt ab Hof oder beliefern Landi, Spar und weitere Händler. Insgesamt beliefern wir wöchentlich ca. 20 Verkaufspunkte. In Zusammenarbeit mit der Post bieten wir das Eier-Abo an. Der Kunde bestellt bei uns Eier, die wir an die Post-Regionalstellen Kerzers und Gümmenen liefern. Von dort aus geht es in das «Miuchchäschtli» respektive den Eierkasten des Kunden.
Machst du gezielt Werbung und setzt du auch soziale Medien ein? Mit welchem Erfolg?
Herkömmliche Inserate hatte ich nie gemacht. Zu Beginn ging ich auf einzelne Läden und potenzielle Kunden zu. Mir war immer wichtig, dass ich meine Berufskollegen nicht direkt konkurriere und ihnen Kunden streitig mache. Nebst der Webseite kommuniziere ich bei verschiedenen Gelegenheiten auch über Facebook und Instagram. Die beste Werbung bleibt jedoch die Mund-zu-Mund-Werbung.
Ab-Hof-Verkauf: Im Kühlschrank findet die Kundschaft ein Sortiment an Freilandeiern
Der administrative Aufwand für die Aufzeichnungen in der Landwirtschaft ist beträchtlich. Wie bewältigst du diese Arbeit auf deinem Betrieb?
Für mich persönlich darf ich sagen, dass ich Büroarbeit grundsätzlich gerne mache und deshalb das Administrative auf meinem Betrieb selbst erledigen kann. Es stimmt, der administrative Aufwand, insbesondere im Zusammenhang mit den Aufzeichnungen, ist immens und nimmt stetig zu. Die Anforderungen und Aufzeichnungen werden auch immer komplexer. Der Aufwand, um gleich viel Direktzahlungen zu erhalten, nimmt zu. Auch die Kontrollen können zu einer Belastung werden, da man aufgrund der Komplexität der zahlreichen Programme nicht sicher ist, etwas verpasst zu haben.
In diesem Zusammenhang empfehle ich meinen Berufskollegen, die sich für die Büroarbeit nicht genügend Zeit nehmen können, externe Unterstützung beizuziehen. Die Kosten für den Berater werden durch die vermiedenen Sanktionen mehr als gedeckt.
Du hast Ende 2019 mit deiner Ehefrau und einem Geschäftspartner die Firma eFeldkalender GmbH gegründet, welche eines der führenden Farm-Managementsysteme der Schweiz anbietet. Wie kam es dazu?
Im Rahmen eines Projektes an der HF begann ich, für meinen Betrieb die Aufzeichnungen in Excel zu führen. Kollegen kamen auf mich zu und meinten, das müsste man doch auch auf dem Handy machen können. So ging ich auf die Suche nach jemanden, der mich dabei unterstützen könnte. Ich fand ein Start-up, das mir die entsprechende App entwickelte. Um die Software weiterzuentwickeln, fand ich später einen Informatikstudenten, der heute mein Geschäftspartner ist. Zusammen gründeten wir die Firma eFeldkalender GmbH.
Welches ist die grosse Herausforderung für deinen Betrieb und wie gehst du diese an?
Zum einen ist es die Politik, die uns keine Planungssicherheit bietet und zum andern die klimabedingten Wetterextreme, in Verbindung mit den fehlenden Pflanzenschutzmitteln, die nicht nur mich, sondern die gesamte Landwirtschaft fordern. Insbesondere der Pflanzenbau wird immer anspruchsvoller.Mittels Diversifikation bei der Wahl der Betriebszweige (z.B. Pflanzenbau und Tierhaltung) und Sortenwahl (z.B. Früh- und Spätkartoffeln) versuche ich, das wirtschaftliche Risiko zu reduzieren. Was die Rahmenbedingungen (Politik, Markt, Klima) betrifft, werden wir Landwirtinnen und Landwirte als Unternehmer gefordert. Wir waren es immer und werden es auch in Zukunft sein müssen: anpassungsfähig
Eckdaten Betrieb
Betriebszweige: Ackerbau und Legehennen
Landwirtschaftliche Nutzfläche: 33 ha
Angestellte: 1 Lernender, Aushilfen, Eltern (Teilzeit)
Produktionsform: mit ÖLN, IP-Suisse
Besonderes: eFeldkalender GmbH (feldkalender.ch)