Nicolas Linder hat Anfang des Jahres mit grossen Ambitionen den Hof seiner Eltern in Schiffenen übernommen – und erzählt im Interview, wie der Generationswechsel des Betriebs am See verlief.

Der Betrieb der Familie Linder, im Hintergrund der Schiffenensee
Wie hat die Hofübergabe stattgefunden?
Die Übergabe lief im Grossen und Ganzen gut. Wir haben früh miteinander gesprochen und vieles geklärt. Zwei bis drei Punkte sind immer noch offen, aber wir gehen sie Schritt für Schritt an. Die grösste Herausforderung war, alles neben dem laufenden Betrieb unter einen Hut zu bringen. Ohne die Unterstützung meines Vaters Werner, der nach wie vor mit anpackt, wäre all dies nicht möglich gewesen.Ich übernahm den Hof Anfang dieses Jahres gemeinsam mit meiner Frau Anaïs. Alles verlief sehr transparent und offen. Die Verteilung der Anlagen und Maschinen an mich und meinen Bruder Olivier wurde offiziell und fair gelöst.
Warum hast du dich entschieden, den Hof zu übernehmen?
Meine Eltern hatten definitiv einen grossen Einfluss auf meine Entscheidung, Landwirt zu werden. Ich bin auf diesem Betrieb aufgewachsen und habe schon früh mitgeholfen. Sei es im Stall, auf dem Feld oder bei der Ernte. Dabei habe ich nicht nur die landwirtschaftliche Arbeit kennengelernt, sondern auch die Leidenschaft und das Verantwortungsgefühl, das mit dem Beruf einhergeht.Ich wurde nie unter Druck gesetzt, den Hof zu übernehmen. Anfangs war es auch nicht mein Plan, denn nach der Schulzeit absolvierte ich zuerst das Gymnasium, bevor ich dann Agronomie studieren ging. Da mein Bruder sich entschlossen hatte, beruflich eine andere Richtung einzuschlagen, ergab sich für mich die Möglichkeit, den Hof künftig zu übernehmen.


Wie hast du den Betrieb strukturiert und an welche Kunden verkaufst du deine Produkte?
Zusätzlich zum Landwirtschaftsbetrieb, den ich als Einzelunternehmen führe, habe ich zwei GmbHs gegründet. Die eine ist für die Vermarktung unserer Hofprodukte zuständig. Die zweite wird die geplanten Lohnarbeiten ausführen.Diese zweite GmbH liegt mir besonders am Herzen, weil ich damit meine Frau offiziell anstellen und versichern kann mit allem, was dazugehört. So schaffen wir klare Strukturen und können gemeinsam Verantwortung übernehmen.
Unsere Erträge verkaufen wir hauptsächlich an die Saatzuchtgenossenschaft Düdingen, die Landi Düdingen-Guin, an Inoverde und natürlich auch an den regionalen Gemüseladen meiner Mutter Gabriela, dem «Gmüesegge» in Düdingen.
Wie beeinflusst dein Job als Lehrer beim Inforama die Arbeit auf dem Hof?
Die Arbeit beim Inforama bringt Abwechslung und neue Impulse in meinen Alltag. Ich unterrichte vor allem im Bereich Ackerbau und bleibe dadurch fachlich immer auf dem neuesten Stand. Der Austausch mit den Lernenden motiviert mich und gibt mir auch neue Ideen für den eigenen Betrieb. Ausserdem kann ich so gleich überprüfen, ob das, was ich in der Schule erzähle, in der Praxis auch wirklich funktioniert und die Lernenden vor Fehlern bewahren, die ich selbst einmal gemacht habe. Natürlich braucht es eine gute Planung, aber der Ausgleich tut mir und dem Hof gut.Ich kenne den Rahmen sehr gut, in dem ich mich als Landwirt bewegen kann. Dadurch bin ich in der Lage, gute Entscheidungen darüber zu treffen, wie es mit dem Hof weitergehen soll. Auch mit welchen Techniken und Maschinen wir arbeiten können und dürfen.

Nicolas Linder mit Ehefrau Anaïs und Tochter Cléa
Wie verlief der Start mit der Buchhaltung?
Der Start wurde grundsätzlich gut bewältigt. Ich hatte dank der beiden GmbHs schon etwas Erfahrung, aber mit der Betriebsübernahme kam natürlich nochmals einiges dazu. Der grösste Stolperstein ist klar die Zeit. Vor allem vom Frühling bis in den Sommer bleibt kaum Raum, um die Buchungen zeitnah vorzunehmen. Deshalb nutze ich jetzt das sogenannte Sommerloch, um richtig vorwärtszumachen. Um möglichst effizient zu sein, arbeite ich vorwiegend digital. Das hilft mir, den Überblick zu behalten und die Abläufe schlank zu halten. Für mich war wichtig, dass die Software praxisnah, einfach verständlich und auf die Landwirtschaft ausgerichtet ist. Da mein Vater bereits mit dem Programm AgroOffice arbeitete und schwärmte, beschloss ich, so weiterzufahren.
Welchen Einfluss hatte die AGRO-Treuhand Seeland?
Die AGRO-Treuhand Seeland hat mich von Anfang an sehr gut begleitet. Sie hat mich beim Einstieg auf die AgroCloud unterstützt, die Bankkonten verknüpft, den Kontenplan erstellt und mir den Einstieg ins System erleichtert.Die Zusammenarbeit mit der AGRO-Treuhand Seeland ist für mich ausschlaggebend. Da dort ebenfalls mit AgroOffice gearbeitet wird, ist der Austausch einfach. Gerade mit der etwas komplexeren Aufstellung meines Betriebs war es mir wichtig, bestmöglich betreut zu sein. Darüber hinaus steht mir die AGRO-Treuhand bei Fragen jederzeit zur Seite, sei es fachlich oder organisatorisch. Diese Unterstützung ist für mich sehr wertvoll, besonders in der Anfangsphase.
Welchen Rat würdest du den Lesern bezüglich einer Hofübergabe mitgeben?
Sehr wichtig finde ich Offenheit gegenüber allem, was auf einen zukommen wird. In den nächsten zehn Jahren wird sich sehr viel ändern, zum einen technisch, zum andern werden viele Landwirte in Pension gehen. Offenheit für neue Technologien und ein guter Hintergrund bzw. Ausbildung sind essenziell. Neues lernen und die Komfortzone verlassen, um Neues zu wagen, sind grundlegend.Trotz des finanziellen und administrativen Zusatzaufwandes sehe ich in der Gründung von GmbHs einen klaren Sinn für die Landwirtschaft. Es schafft Transparenz, rechtliche Sicherheit und bietet mehr Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft. Ebenfalls ist es mir wichtig, dass jede Arbeit und jeder Beitrag, ob auf dem Hof oder innerhalb der Familie, anerkannt und gewürdigt wird.